So entwickelt sich der Strompreis

Die Strompreisentwicklung glich in den letzten drei Jahren einer wilden Achterbahnfahrt mit noch nie dagewesenen Höhen. Im Herbst 2022 war der bislang höchste Preisgipfel erreicht. Gründe für diese Entwicklung: Der Ukrainekrieg, Gasmangel und eine Flaute beim Zubau erneuerbarer Energien in 2021. Zum Jahreswechsel auf 2024 ist der Strompreis trotz Wegfall der Strompreisbremse wieder deutlich gesunken, liegt aber immer noch hoch.

Wieso sind die Preise so hoch, obwohl so viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde wie nie zuvor?

Im Jahr 2023 konnte mehr als die Hälfte des Strombedarfs in Deutschland aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Das geht aus einer Auswertung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hervor. Trotzdem war der Strompreis sehr hoch. Woran liegt das? Das liegt an dem Strommarktdesign, dem so genannten Merit-Order-Prinzip, in Kombination mit den hohen Gaspreisen. Nach dem Merit Order-Prinzip bestimmt das Kraftwerk, das die letzte Megawattstunde verkauft, den Preis für den gesamten Strom. An der Börse werden Stück für Stück Kraftwerke hinzugenommen, bis der Strombedarf gedeckt ist. Die Kraftwerke mit dem niedrigsten Preis beginnen. Das sind Kraftwerke, die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen. Den Strompreis bestimmt aber das letzte und teuerste Kraftwerk in der Einsatzreihenfolge. Kann der Strombedarf nicht komplett aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, müssen konventionelle Kraftwerke den verbleibenden Strombedarf ausgleichen. Gaskraftwerke kommen zwar erst zum Einsatz, wenn der Strom aller anderer Quellen nicht ausreicht. Sie bestimmen dann aber den Preis. Weil jedoch die Gaspreise sehr hoch sind, wirkt sich dies deutlich auf den Strompreis aus.

Welchen Einfluss haben die Netzentgelte?

Der Ausbau der Stromnetze und die Netzmodernisierung sind mit hohen Kosten verbunden. Diese Kosten werden von allen Netzbetreibern in Deutschland über sogenannte Netzentgelte auf die Verbraucher umgelegt. Netzentgelte sind Gebühren, die für den Betrieb und den Ausbau der Stromnetze anfallen, von den Netzbetreibern berechnet werden und sich im Arbeitspreis je Kilowattstunde Strom wiederfinden. Die Netzentgelte haben bereits in der Vergangenheit einen großen Anteil des Strompreises ausgemacht. Mit dem Wegfall des von der Bundesregierung geplanten Zuschusses zur Stabilisierung der Netzentgelte in Höhe von 5,5 Mrd. Euro für 2024 waren die Netzbetreiber gezwungen, die Netzentgelte zu erhöhen. Auch für die Zukunft wird der weitere Netzausbau die Netzentgelte stark steigen lassen.

Positiver Effekt: Sinkende Börsenpreise

Dass viele Energieversorger die Strompreise bisher trotz der höheren Netzentgelte in vielen Teilen stabil halten konnten, ist den niedrigeren Preisen an der Strombörse zu verdanken. Diese befinden sich zwar weiterhin auf hohem Niveau, sind aber in den letzten Monaten deutlich gesunken. Das hat den positiven Effekt, dass trotz der hohen Netzentgelte die Versorger zumindest vorerst die Strompreise stabil halten konnten.

So kommen Verbraucher zu günstigeren Strompreisen

Energieversorger, die auf eine langfristige Einkaufspolitik gesetzt haben, konnten in Zeiten mit hohen Börsenpreisen die Strompreise für ihre Kunden niedriger halten als Stromvertriebe, die auf kurzfristige Beschaffungsperioden gesetzt haben. Bei einer langfristigen Einkaufspolitik wird in Teilmengen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten teils über mehrere Jahre hinweg der Strom beschafft. Der Börsenpreis, ob steigend oder sinkend, kommt bei dieser Form abgeschwächt und erst verzögert beim Kunden an.

Dynamische Stromtarife, die Strom zum tagesaktuellen oder monatsdurchschnittlichen Börsenpreis anbieten, sind eine Alternative zu fixen Arbeitspreisen klassischer Stromtarife. Kunden haben damit die Möglichkeit, ihren Verbrauch im Kombination mit einem intelligenten Messsystem nach dem gerade anstehenden Börsenpreis zu richten. Der Vorteil: Bei sinkenden Preisen kann der Verbrauch in günstige Zeiten verlagert und Geld gespart werden. Bei dauerhaft steigenden Börsenpreisen besteht dabei jedoch das Risiko, am Ende mehr zu zahlen als bei einem fixen Arbeitspreis.